Perseidennacht 2018

Perseidennacht 2018
So richtig richtig Glück mit dem Wetter hatte ich dieses Jahr in der Nacht der Nächte wenn man Sternschnuppen beobachten will.
Pünktlich zum Maximum des Meteorstromes der Perseiden war der Himmel quasi blankgeputzt und kein Wölkchen behinderte die Sicht in den nächtlichen Sternenhimmel. Noch dazu war dieses Jahr Neumond, der Erdtrabant würde mit seinem Licht also auch nicht stören.

Auf der Suche nach der Dunkelheit

Was jetzt noch fehlte war ein möglichst dunkles (und ruhiges) Plätzchen an dem ich mich mit meinen Kameras niederlassen konnte. Ein Trip Richtung Odenwald wäre eine Möglichkeit gewesen, auf stundenlanges rumgurken mit dem Auto hatte ich aber nicht wirklich Lust.
Früher war ich schon mal hier in Neckarbischofsheim auf dem „Berg“ beim Wasserwerk/Funkturm. Da hat es aber leider noch ordentlich Stadtlicht und erfahrungsgemäß auch immer Betrieb was poppende Pärchen oder feiernde Jugendliche etc. angeht.
Die Wahl fiel letztlich auf einen Feldweg ein paar Kilometer entfernt von dem aus ich letztens schon Erntearbeiten fotografiert hatte. Gut erreichbar, Platz ums Auto abzustellen ohne den Verkehr zu behindern und etwas entfernt von größeren Ansiedlungen.
Die Platzwahl sollte gar nicht so schlecht sein…

WOW – welch ein Anblick

Gegen 23.30 Uhr kam ich am Beobachtungsplatz an und schon der erste Blick in den Himmel entlockte mit ein lautes WOW!
Welch ein Sternenhimmel, Mars leuchtete hell im Südosten und sogar das Band der Milchstraße war mit bloßem Auge sehr deutlich zu sehen. Ein Novum in unserer lichtverseuchten Metropolregion.
Entsprechend positionierte ich die erste Kamera mit Fisheye Objektiv um diesen Anblick einzufangen. Bereits auf einer der ersten Aufnahmen zeigten sich zwei Perseiden Sternschnuppen, eine davon zog eine lange Spur vor der Milchstraße.
Aufnahme des Nachthimmels während des Maximums des Perseiden Meteorstromes

Das Märchen der 100-120 Sternschnuppen pro Stunde

Die erste Beobachtungsstunde war gleichbleibend prima, danach verschlechterte sich die Sicht minimal durch etwas feuchtere Luft und eine sehr sehr schwache Aufhellung des Himmels.
Auf dem Zeitraffervideo (weiter unten im Artikel) sieht man diese Aufhellungen als grünliche Bänder die über den Himmel wandern, das Phänomen wird Airglow genannt und spielt sich in der Ionosphäre ab.

Mit 3 Kameras konnte ich so ca. 50 Sternschnuppen bis 4 Uhr morgens ablichten. Visuell konnte ich noch ein paar mehr registrieren, die Kameras hatten ja nicht den ganzen Himmel im Blick (ich auch nicht, aber man guckt halt immer rundrum).
In den Medien wird ja immer gehyped das 100 bis 120 Sternschnuppen in der Stunde zu sehen wären. Das ist absoluter QUATSCH!
Die Kollegen von der schreibenden bzw. sprechenden Journalistenzunft schmeissen da immer die ZHR in den Raum. Diese Zahl an maximal möglich sichtbaren Meteoren pro Stunde bräuchte Beobachtungsbedingungen wie man sie so wohl nirgends auf dem Planeten finden wird. Plus eine optimale Sehfähigkeit des Beobachters.
Mit 20 in der Stunde ist man hier schon gut bedient.

Was die Kameras so im Laufe der Nacht an Sternschnuppen erfasst haben sieht man auf diesen Zusammenfassungen, ganz ohne die ständig präsenten Flugzeuge und Satellitenspuren:
Aufnahme des Nachthimmels während des Maximums des Perseiden Meteorstromes
Aufnahme des Nachthimmels während des Maximums des Perseiden Meteorstromes
Aufnahme des Nachthimmels während des Maximums des Perseiden Meteorstromes
Aufnahme des Nachthimmels während des Maximums des Perseiden Meteorstromes

Je heller desto doller

Die meisten Sternschnuppen sind nicht besonders hell, Perseiden sind noch dazu sehr fix unterwegs, *Zapp!* und weg.
Aber es kommen auch immer wieder dickere Brocken runter die nicht nur sehr hell aufleuchten sondern sogar deutlich sichtbar eine nachleuchtende „Rauchspur“ hinterlassen.
Wie diese Zwei hier…

Numero Uno um 1:17 Uhr:
Aufnahme des Nachthimmels während des Maximums des Perseiden Meteorstromes
Sternschnuppe - Rauchspur

Und noch eine um 3:17 Uhr:
Aufnahme des Nachthimmels während des Maximums des Perseiden Meteorstromes
Sternschnuppe - Rauchspur

Kurzer Technikdiskurs

Wie schon erwähnt hatte ich 3 Kameras im Einsatz, jeweils mit möglichst Weitwinkligen und Lichtstarken Objektiven.
Canon 5DSr mit Tamron 15-30mm f/2.8
Canon 5D Mark III mit Samyang 12mm Fisheye f/2.8
Sony a6300 mit Samyang 8mm Fisheye f/2.8
Natürlich alles auf Stativ (Pflicht) und mittels Kabelfernauslösern im Dauerlauf.
Jegliche Kameraeinstellungen auf manuell (auch Fokus!), Automatiken erzeugen da nur Grütze.
Belichtungszeit jeweils 30 Sek., Blende offen (also 2.8), ISO hatte ich zwischen 800 und 1600 eingestellt, etwas Varianz schadet nicht.
Und ganz wichtig, Aufnahmeformat RAW! Mit anschliessender Bearbeitung in Adobe Lightroom.

Lasset die Bilder laufen

Insgesamt sind etwa 1400 Bilder mit fast 60GB Daten entstanden (die 5DSr mit 50 Megapixeln haut da rein).
Daraus lässt sich dann natürlich auch ein schönes Zeitraffervideo machen (ich empfehle es auf YouTube in groß anzusehen):

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Video-Link: https://youtu.be/Bkw_BcVwDJg
Einmal im Kreis bitte

Nicht nur Zeitraffer kann man aus den ganzen Aufnahmen machen, es lassen sich auch ganz prima Startrails/Sternstrichspuren zaubern.
Bei der Menge an sichtbaren Sternen und der Aufnahmedauer bis zu 4 Stunden werden die aber schon ganz schön krass hell…
Perseidennacht 2018 - Startrails - Sternstrichspuren
Perseidennacht 2018 - Startrails - Sternstrichspuren
Perseidennacht 2018 - Startrails - Sternstrichspuren

Die letzte Aufnahme ist der Hammer!
Per Zufall hatte ich die Kamera ziemlich genau Richtung Norden ausgerichtet…
Perseidennacht 2018 - Startrails - Sternstrichspuren

Fazit

Es war eine denkwürdige Nacht in der so vieles einfach gepasst hat.
Dieser Himmel, diese Ruhe, ich werde mich noch lange daran erinnern
Wird schwer für mich das zu toppen. Vielleicht wenn ich sowas mal bei vergleichbaren Bedingungen in den Bergen oder so machen könnte, aber das ist eher unwahrscheinlich aus jetziger Sicht.